Definition: Was ist ein LMS?

erstmals erschienen im November 2017 im eLearning-Journal
von Annette Bouzo, Elearning Managerin (CELM)

LMS-Definition – einfach, klar und eindeutig?

Im Zeitalter von Digitalisierung mit zunehmendem Wettbewerbsdruck, erklärungsbedürftigen Produkten, hohen Erwartungen sowohl von Kunden als auch von den eigenen Mitarbeitern sowie strengen und verbindlichen gesetzlichen Vorgaben ist die Komplexität der Themen und die Vielzahl der oftmals betroffenen Stakeholder ohne passende Software-Unterstützung in der Regel nicht zu bewältigen.

Im Bereich ‚Corporate Learning‘ stellen Learning Management Systeme deshalb noch immer die zentrale Infrastruktur für die Organisation und Verwaltung von Lernen in Unternehmen dar. Doch die Suche nach einem geeigneten Learning Management System erweist sich oftmals als schwierig, nicht zuletzt dadurch, dass es für die zahlreichen Softwarelösungen keine einheitliche Nomenklatur gibt.

Doch was ist ein LMS eigentlich?

1. Zweck und Anwendungsbereich eines LMS

Der Begriff "Lernplattform" wurde oft (fälschlicherweise) als Synonym für ein Learning Management System (LMS) verwendet. Historisch gesehen gab es keinen wahrgenommenen Unterschied zwischen einem LMS und einer Lernplattform. Allerdings haben sich die Zeiten geändert.

Ein Learning Management System ist eine Sofware-Lösung, die als Schnittstelle zwischen InstructorInnen, Organisation und Lernenden dient und entwickelt wurde, um Lernprozesse zu unterstützen und zu organisieren. Eine typische Learning Management Lösung organisiert die gezielte Verteilung und Koordination von Inhalten und Prozessen.

 

2. Was beinhaltet ein Learning Management System?

Daran schließt sich die Frage an, was ein Learning Management System für Funktionen beinhaltet.

Question
  • Gehört Fakturierung wirklich zu den Haupteigenschaften eines LMS?
  • Ist eine Lernplattform immer Teil eines LMS?
  • Wie sieht es bei dem Veranstaltungsmanagement, sozialen Medien und Virtuellen Klassenzimmern aus?

Es stimmt zwar, dass mittlerweile viele LMS auch das Management von Präsenzveranstaltungen allen voran im Kontext von Blended Learning ermöglichen, doch ist diese Funktion bei weitem nicht in allen Systemen präsent, die auf dem Markt als LMS verfügbar sind.

Gleiches gilt auch für die Kommunikationsmethoden wie Chats oder Foren. Auch hier gilt, dass viele LMS mittlerweile unter dem Buzzword „Social Learning“ Foren, Chats, Blogs, Wikis und ähnliches integriert haben, doch sind diese Tools bei weitem nicht in allen LMS präsent und es gibt berechtigte Zweifel, ob sie überhaupt zu den Grundfunktionen eines LMS gehören.

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3. Kernfrage: Wozu dient ein LMS?

Ein professionelles LMS muss folgende Aufgabe erfüllen:

  • Lerninhalte - unabhängig vom Format - strukturiert den richtigen Personengruppen zugänglich zu machen
  • Individuelle Unternehmensprozesse wie Buchungsroutinen, Genehmigungen, Workflows etc. zu unterstützen
  • Zielgruppenoptimierte Funktionspakete zur Verfügung zu stellen (Lernende, Führungskräfte, Trainer, externe Partner)
  • die Anwender der Akademie von Routinetätigkeiten zu entlasten
  • Nachweissichere Schulungen für regulierte Branchen
  • Prozesse da, wo es sinnvoll und wirtschaftlich ist, zu automatisieren
  • Daten und Informationen ohne Medienbrüche rechtzeitig, vollständig und sicher an die berechtigten Stellen weiterzuleiten (Systemintegration).

Ein LMS stellt also die unternehmenseigenen Prozesse von Training und Personalentwicklung in den Mittelpunkt. Corporate Learning stellt einen strategischen Wettbewerbsvorteil dar. Mit einem professionellen LMS werden lernunterstützende Prozesse transparent, evaluierbar und damit steuerbar.

4. Unpräzise Verwendung

Es wird oft behauptet, dass eine Lernplattform das gleiche sei, wie ein LMS. Möglicherweise ist der Begriff "Lernplattform" der ungenaueste und willkürlichste Ausdruck, auch wenn im alltäglichen Sprachgebrauch die Begriffe Learning Management System und Lernplattform synonym verwendet werden.

Allerdings ist eine Lernplattform im Wesentlichen ein Werkzeug zur Präsentation und Veröffentlichung eines Lernangebots, während ein LMS eine breite Palette von Funktionen enthält.

5. Ist eine Lernplattform das gleiche wie ein LMS?

Als Lernplattform wird jedoch oft eine Website bezeichnet, die Lerninhalte, vielleicht auch nur Schulungskataloge, darstellt. Das gleiche gilt für unternehmensinterne Social Media-Anwendungen, Kollaborationstools, wie Webinar-Software (virtueller Klassenraum).

Bei einem derart überstrapazierten Begriff lohnt sich genaues Nachfragen, um Missverständnisse zu vermeiden.

Remember

6. Kein Learning Management System

  • Viele der als LMS gehandelten Produkte bilden ausschließlich Online-Kurse ab und sind daher eher als Lernplattform zu sehen.
     
  • Auf dem Markt sind unter dem Begriff Lernplattform auch gewerbliche Lernportale zu finden, die unternehmensunabhängig bestimmte standardisierte Lerninhalte anbieten. Dies können Inhalte für einzelne Interessengruppen sein.
    Dieser heterogene Markt bietet eine Vielzahl in Qualität und Aktualität stark schwankende Angebote für das Erlernen von z. B. Sicherheitsbestimmungen, Vorbereitung auf Führerschein- und IHK-Prüfungen. Diese sind eigenständige Geschäftsmodelle, ähnlich einer Leihbücherei.

Sie haben mit einem Learning Management System in eigentlichen Sinne nichts zu tun, da keine echte Integration in die Prozess- und Lernlandschaft erfolgt.

7. Was ist denn nun ein LMS?

Tatsächlich besteht ein professionelles LMS aus mehreren Teilen, die miteinander verknüpft sind. Die Teile bilden unterschiedliche Perspektiven ab. Nicht alle Funktionen sind für alle Zielgruppen (Anwender in der Trainingsadministration, Führungskräfte, Lernende...) gleichermaßen relevant.

Das LMS steuert die jeweils relevanten Funktionen, Lerninhalte und Prozesse für den jeweiligen Bedarf passgerecht aus.

Management(!) ist der Schlüssel

Jedes Unternehmen und jede Zielgruppe tickt anders und jedes Trainingsprogramm ist individuell. Das Management im LMS ist der Schlüssel um Kernprozesse, Lerninhalte und Ressourcen zielgerichtet zu koordinieren und begleitende Prozesse wie Korrespondenz, Abrechnung, Tracking von Lernfortschritten passgenau aufzusetzen

Insofern ist die Administrationskomponente, mit der Rollen und Rechte, internationale oder standortspezifische Ausrichtung und Zielgruppen-Management bestimmt, die Kernkomponente des LMS.

Folgende Anwendungen adressieren die übergeordneten Trainingsprozesse und die Bedürfnisse der Lernenden:

Lernplattform

Aufruf von online-Kursen und Tests, Präsentation des Seminar-Angebots, Definition von Wissenstests und begleiten der Lernfortschritte durch SCORM, XApi oder AICC; mehr Informationen...

KI-gestützte, personalisierte Lernempfehlungen durch ergändende LXP-Funktionen.

Lernportale

Sichere Zugänge zu persönlichen Lerninhalten und Funktionspaketen für Lernende, Trainer und Führungskräfte. Auch ganze Trainingskataloge oder bestimmte Inhalte mit einem nicht-öffentlichen Kursangebot können in ein Lernportal integriert sein. Mehr Informationen ...

Qualifikations-Management

Strukturierung von Qualifikationspfaden, Abgleich mit job-Profilen, Bildungsprojekte, Kursvoraussetzungen, Lernempfehlungen, Gap-Analysen;  mehr Details ...

 

Kursverwaltung

Kurs- und Ressourcenplanung sowie Teilnehmermanagement bieten relevante Zusatzfunktionen für verschiedene Lernformate und Trainingsprogramme. Mehr zu Seminarverwaltung ...

 

Lernportal oder Schulungsportal?

Sowohl "Lernportal" als auch "Schulungsportal" sind Begriffe der betrieblichen Bildung, haben jedoch unterschiedliche Schwerpunkte:

  • Lernportale betonen einen umfassenden Ansatz betrieblicher Bildung. Sie decken ein breites Spektrum des Lernens ab, nicht nur eLearning oder Seminare, sondern unterschiedliche Medien und Formate. Organisationen verwenden "Lernportal" oft analog zum Begriff Lernplattform, wenn sie eine zentrale Plattform bieten möchten, um Mitarbeitern umfassende Lern- und Entwicklungsinitiativen zu bieten.

  • Schulungsportale werden in der Regel eingesetzt, um strukturierte Lernpfade, Kurse und Trainingsprogramme anzubieten. Bei nachweissicheren Schulungen werden Qualifikations-Management und Dokumentation des Lernfortschritts fokussiert.

Wie Organisationen diese Begriffe verwenden, hängt von den spezifischen Bildungsbedürfnissen ab.

Mehr als nur Lernsoftware

Der Schwerpunkt eines Learning Management Systems muss entsprechend notwendigerweise auf der Bedeutung des Wortes ‚Management‘ liegen, also dem zielgerichtet koordinierenden Funktionspaket. Ansonsten wäre der Begriff ‚Learning System‘ mehr als ausreichend.

 

Important

Kommunikationsmethoden und -Werkzeuge, die von Schulmeister als notwendiger Bestandteil eines LMS vorausgesetzt werden, nehmen nicht Bezug auf die Kollaborationsmittel und verwendeten Lernmedien der Lernenden. Diese sind integrale Bestandteile der genannten Medien.

Die erwähnten Kommunikationsmethoden und -werkzeuge beziehen sich sinnvollerweise auf die Schulungsorganisation, konkret auf die Korrespondenz und den Informationsaustausch zwischen Schulungszentrum, Teilnehmern, Trainern und ggfs. Führungskräften oder weiteren involvierten Parteien. Was sich hier standardisiert abwickeln lässt, wie Einladungen, Rechnungen, Genehmigungen, Zertifikate und Erinnerungen kann auch terminbezogen automatisiert werden.

Im Zeitalter der Digitalisierung scheint eine

  • flexiblere Zuweisung feingranularer Rechte
  • flexibel definierbarer Rollen
  • kontinuierliche Aktualisierung von Prozessen

angemessener, um den Ansprüchen unserer zunehmend agilen (Unternehmens-) Umwelt gerecht zu werden.

8. Dauertrend: Blended Learning

Wieso wird in der Charakterisierung für LMS auf Blended Learning eingegangen? Der Grund hierfür dürfte schlicht in der Historie zu finden sein: Der Hype der Nullerjahre um das Web 2.0 und die damit verknüpfte Begeisterung um WBTs und Elearning, das damals als billiges Allheilmittel für Schulungsherausforderungen aller Art gehandelt wurde, ist abgeflaut. Elearning hat das damals vorherrschende Präsenztraining nicht abgelöst. Die Prognose, dass auch informelles Lernen andere Trainingsformen nicht ersetzen wird, dürfte realistisch sein.

  • Es darf künftig mit einem erhöhten Bedarf an individuellen Lernpfaden und ein zielgruppen- bzw. objektoptimierter Medien und Formaten gerechnet werden. In Summe also mit vielschichtigen, komplexeren Lernszenarien.
  • Dafür sind Learning Management Systeme unabdingbar.

9. Sind integrierte Autorentools notwendig?

Letztendlich gibt es selbstverständlich auch eine Interessentengruppe, für die die Funktionen eines integrierten Autorentools von großer Bedeutung sind. Hat ein LMS jedoch ein Autorentool oder einen Testgenerator integriert, stellt sich die Frage, ob die angebotenen Funktionen wirklich ausreichend sind, damit Lerninhalte für unterschiedlichste Zwecke und Zielgruppen erstellt werden können. Gerade auch im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen sollte sorgfältig und individuell die Eignung einer integrierten Lösung geprüft werden. Denn im Hinblick auf die Zukunft kann kein LMS-Hersteller garantieren, dass gerade sein Autorentool flexibel genug ist auch zukünftige Medienformate unterstützen zu können.

Stellt das Thema Autorentool ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl dar, kann es auch sinnvoll sein, sich für ein separates, externes Autorentool zu entscheiden und ein LMS zu wählen, welche die jeweiligen Formate unabhängig ausspielt. Moderne Learning Management Systeme können die Produkte unterschiedlichster Autorentools, typischerweise WBTs, herstellerunabhängig einbinden und dem Lerner zur Verfügung stellen. Relevant ist hierbei für den Lernenden, dass eventuell benötigte Zusatzprogramme wie ein Mediaplayer oder ein pdf-Reader vorhanden sind, um die Inhalte auf der Elearning-Plattform oder im Mitarbeiterportal zu starten, zu lesen oder bearbeiten zu können. Für den Lerner spielt es kaum eine Rolle, auf welchem Laufwerk oder welchem Serverbereich das Produkt des Autorentools physisch liegt. Das Learning Management System kennt den richtigen Pfad in der Systemlandschaft und verwaltet die Aufrufberechtigungen gemäß den Vorgaben. Dies können z. B. vorausgesetzte Qualifikationen (Testergebnisse) sein, ein bestimmtes Zeitfenster oder eine bestimmte Rolle im Unternehmen. 

Ein integriertes Autorentool stellt also in der Regel keinen entscheidenden Faktor bei der Kaufentscheidung dar. Anderen Faktoren wie Flexibilität und Zukunftssicherheit wird typischerweise eine höhere Gewichtung beigemessen. Letztendlich ergibt sich daraus, dass Autorentools nicht zu den Grundfunktionen eines LMS gehören. Dies ist auch das Ergebnis einer Vergleichsstudie von Brandon Hall, welche sich mit Learning Management Systemen befasst:

It usually does not include its own authoring capabilities; instead it focuses on managing courses created from a variety of sources“ (Hall, 2001, S. 533).

 

10. Kollaborationsplattformen

Die gleiche Argumentation trifft auch auf Kollaborationsplattformen, Virtuelle Klassenzimmer etc. zu. Natürlich kann eine digitale Bildungslandschaft auch Plattformen für Kollaboration wie z. B. Webinar-Software oder Social Media Elementen anbieten.

Diese können über Schnittstellen und webbasierte Konnektivität mit dem Learning Management System verknüpft werden oder fest integriert sein.

collaboration and communication

Ebenso kann ein Virtual Classroom, eine Webinar- oder Konferenz-Software unabhängig vom LMS als Stand-Alone-Lösung eingesetzt werden, wenn darüber beispielsweise generell die Kommunikation im Unternehmen erfolgt.

Dies kann aber einen Medienbruch darstellen, wenn auf Wirtschaftlichkeit mittels IT-gestützter Lernprozesse Wert gelegt wird.

11. Mehrwert: Integrationsfähigkeit für Zukunftssicherheit

Besonders der Integration des Learning Management Systems in die Softwarelandschaft des Unternehmens kommt dabei erhöhte Bedeutung zu, damit ein ganzheitliches, aktuelles Informationssystem entsteht. Dabei soll die Software wirtschaftlich gemäß der IT-Richtlinien und jeweiligen Sicherheitsbestimmungen von der Unternehmens-IT oder dem Dienstleister gewartet werden können.

Es kann sinnvoll sein von digitalen Bildungslandschaften zu sprechen, wenn von der Gesamtheit der IT-gestützten Lernprozesse die Rede ist.

12. Schnittstellen für mehr Flexibilität

Ferner ist zu beachten, dass die erhältliche Webinarsoftware wie z. B. Adobe Connect oder BigBlueBell sich in Kosten, Funktions- und Leistungsspektrum erheblich voneinander unterscheiden und somit nicht für jedes Unternehmen gleichermaßen geeignet sind. Problematisch ist das Zusammenspiel erst dann, wenn bestimmte Formate fehlerhaft sind oder gar nicht weiterentwickelt werden (Vendor-LockIn).

Hier muss dann die IT-Abteilung mit den Herstellern kommunizieren und herausfinden, ob z.B. die Konferenz-Software komplett ausgetauscht werden muss oder eine Neukonfiguration, ein Software-Update oder ein Workaround Abhilfe schafft.

Gemeinhin ist es einfacher einzelne Teile zu ersetzen oder auszutauschen, als ein Gesamtsystem. Schnittstellen für den Austausch unterschiedlicher Datenformate sind die flexible, zukunftsfähige Lösung.

Lerninhalte, Methodik und Didaktik von Inhalten sind also keine LMS-Themen. Lernbedarfe sind hochindividuell. Je nach Zielgruppe, Einsatzbereich, Lernziel sind unterschiedliche Medien und Formate sinnvoll. Das ist die Domäne der Pädagogen, Trainer und Didaktiker. Das LMS muss unterschiedliche Anforderungen und Formate entsprechend abbilden können.

13. Wer sind die User?

Auch die Berechnungsgrundlage für Softwarelizenzen bietet Anlass zur Diskussion. Oft orientieren sich die Kosten an der Anzahl der Nutzerzahlen in der Datenbank. Doch wer sind eigentlich diese Nutzer, die auch User oder Anwender genannt werden?

Trainingsadministratoren: Das mehrwertstiftende Funktionsspektrum eines LMS wird vor allem von den Trainingsadministratoren, also z. B. der Akademie oder der Personalentwicklung genutzt, weswegen diese auch als Kernnutzer gelten.

Führungskräfte / Trainingspersonal: Aus Gründen der Effektivität werden oft auch Funktionsbündel an Führungskräfte oder Trainer delegiert. Diesen ‚Nebennutzern‘ stehen in ihren gesicherten Trainingsportalen typischerweise bestimmte Ausschnitt des LMS zur Verfügung, mit denen Sie Qualifikationen bestätigen, Genehmigungs- oder Buchungsprozesse anstoßen oder den Lernstatus ihres Teams verfolgen können.

Lernende: Tatsächlich werden mit dem Wort Nutzer auch oft die Lernenden gemeint. Damit beschränkt sich der Gebrauch aber letztendlich auf einen Konsumenten-Ausschnitt. Ein LMS umfasst aber z. B. auch die Zuordnung der richtigen Inhalte, die Definition von Prozessen und Einstellungen.

 

14. Was ist relevant für Lernende?

Der Lernende kommt mit dem Learning Management System nur auf Portalebene in Berührung, wenn er Lerninhalte oder seine Historie abruft, Kurse bucht oder Feedbackbögen ausfüllt. Hier ist die grafische Oberfläche in einer einfachen Benutzbarkeit (Usability) von großer Bedeutung.

 

Online-Course

Dieses Layout ist jedoch nicht die Aufgabe des Learning Management Systems, sondern abhängig von Corporate Design, dem Content Management System, den eingesetzten didaktischen Lernmedien und deren Darstellungsmöglichkeiten.

Dem Lerner muss dabei nicht einmal auffallen, dass er sich auf unterschiedlichen Oberflächen bewegt. SingleSignOn bietet dem Lernenden die Möglichkeit sich nahtlos im Intranet, seinem persönlichen Mitarbeiterportal und auf der Lernplattform zu bewegen, ohne dass ihm die Systemunterschiede notwendigerweise auffallen. Durchgängig einheitlich gestaltete Oberflächen lassen die Frage auf welcher Plattform man sich befindet, ob man auf interne oder externe Anwendungen zugreift, oft gar nicht aufkommen.

Für den Lerner ist es irrelevant, ob das WBT ‚physisch‘ auf dem eigenen Server liegt, oder er sich auf einem externen Rechenzentrum bewegt.

15. Webbasiert oder on Premise?

'Webbasiert' bedeutet, dass der Aufruf der LMS-Funktionen und Lernplattform über einen Browser wie Mozilla, Internet Explorer o.ä erfolgt. Das Programm ist nicht am eigenen Rechner installiert, sondern entweder in der eigenen Serverlandschaft (onSite / onPremise) oder in einem externen Rechenzentrum eines Anbieters (Cloud). Für den LMS-Nutzer oder Learner macht diese Entscheidung keinerlei Unterschied.

Die Entscheidung, ob das LMS in der eigenen Rechnerlandschaft gewartet wird oder ob ein externes Rechenzentrum das System hostet, ist eine Frage der IT-Richtlinien, der Sicherheits- oder Unternehmenspolitik, hat aber keinen Einfluss auf den individuellen Lernprozess. Das gleiche gilt auch für die Frage ob die Softwarelizenzen gekauft oder geleast werden.

 

16. Datenschutz und Sicherheit

Typischerweise möchten Unternehmen ihre Lerninhalte natürlich in geschützten Bereichen, also im Intranet oder passwortgeschützten Portalen wissen.

Produktwissen, interne Prozessunterweisungen stellen wettbewerbsrelevante Informationen dar und müssen daher nachvollziehbarerweise geschützt werden.

Datenschutz

WBTs können theoretisch auch vollkommen ungeschützt auf einer beliebigen Website durch einen Link aufgerufen werden, ohne dass eine separate Elearning-Plattform bemüht wird.

Sind Nachweissicherheit z.B. bei Compliance- und Security-Themen relevant, so ist ein LMS mit entsprechenden Funktionen unumgänglich. Eine E(!)Learning-Plattform – im Gegensatz zum oft verwendeten Begriff Lernplattform - ermöglicht dies bei SCORM- oder AICC-fähigen Inhalten.

17. Fazit: Fokus auf das Management

Unsere (Unternehmens-) Umwelt wird komplexer. Steigende Anforderungen an den Servicebereich, Digitalisierung und Fachkräftemangel sind nur einige der Faktoren, welche professionellem Lernen im Unternehmen immer mehr Bedeutung verleihen. Im Rahmen der Digitalisierung geht die Bedeutung von Software noch weiter. In digitalen Unternehmen ist aber das gesamte Geschäftsmodell um Informationstechnologie herum aufgebaut. IT wird zum unentbehrlichen und integralen Kernbestandteil des Business (Werth, 2016, S. 191).

Diesen Ansatz auf jede Branche und jeden Unternehmensteil Unternehmen zu übertragen, würde zu weit führen. Allerdings sind viele Aspekte auf betriebliche Lern- und Leistungsprozesse übertragbar oder bieten Optimierungsansätze.

Die Vielfalt der Einzelelemente, deren Ausprägungen und Wirkungszusammenhänge mit ihren Wechselwirkungen sind so komplex, dass Software-Unterstützung unabdinglich ist, um Entwicklungen und Lernprozesse noch zielgerichtet begleiten zu können.

 

Unternehmenseigenes Learning Management System (LMS)

Unterschiedliche Organisationsformen wie Hochschulen, Forschung und Entwicklung sowie Unternehmen haben unterschiedliche Zielsetzungen an ihre Lernprozesse definiert.

Daraus ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an die jeweils benötigte Software-Unterstützung. Auch die Anzahl der Lernenden, die Komplexität der Inhalte, die Verbindlichkeit eines bestimmten Wissenserwerbs oder Optionen spielen eine große Rolle.

Management is Administration

Allerdings gibt es bestimmte Funktionen, die übergreifend und allgemeingültig zu den Grundfunktionen eines LMS gehören, wie etwa

  • Lerner-/Usermanagement
  • Administration von Kursdaten
  • Zuweisung elektronischer Lerneinheiten
  • Rechtezuweisung für definierte Zielgruppen
  • Auswertungen...

Diese zentrale Administrationseinheit ist das eigentliche Kernstück, was über Anpassungsfähigkeit an neue Entwicklungen entscheidet.

Definition: Unternehmens-LMS

In einem Unternehmen ist ein LMS: die führende Software, mit der professionelle Lernprozesse systematisch verwaltet, strukturiert, organisiert und (teil-) automatisiert abgewickelt werden.

Wichtig ist also vielmehr, dass das LMS die daraus resultierenden unterschiedlichen Anforderungen an die Administration von Qualifizierungsprogrammen und Bildungskampagnen abdecken kann. Im einfachsten Fall müssen Einzelkomponenten wie z. B. Präsenzveranstaltungen mit Metadaten wie Voraussetzungen, Zeit, Ort und Namen (Teilnehmer, Trainer) versehen und die reibungslose Organisation unterstützen, erreichte Qualifikationen dokumentieren und zu einem Bildungsprofil in Zusammenhang bringen.

Der Mehrwert eines LMS wird dann besonders deutlich, wenn es gilt, innerhalb von Bildungskampagnen vielen tausend Teilnehmern zeitgerecht individuelle Lernpfade zu zuweisen und die Durchführung zu gewährleisten. Bei Qualifizierungsprogrammen innerhalb von komplexen Organisations-Konstrukten muss das LMS die unterschiedlichen Ebenen abstrahieren und auswerten können.

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Literatur

Bleicher K.: Das Konzept Integriertes Management: Visionen, Missionen, Programme, 8. Aufl., Frankfurt a. M. 2011.

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Forrester, J.W.: Industrial Dynamics, Cambridge 1971.

Hummel, T.R. / Zander, E.: Unternehmensführung, 2. Aufl., Stuttgart, 2008.

Scheer, A. / Wachter, C.: Digitale Bildungslandschaften, Saarbrücken, 2016.

Schulmeister, R.: Lernplattformen für das virtuelle Lernen: Evaluation und Didaktik, München, Wien, Oldenburg, 2003.

Staehle, W. H.: Eine verhaltenswissenschaftliche Perspektive, 8. Aufl., München 1999.

Steinmann, H. / Schreyögg, G.; Management; Grundlagen der Unternehmensführung: Konzepte, Funktionen, Fallstudien, 6. Aufl., Wiesbaden 2005.

Ulrich, H.: Die Unternehmung als produktives, soziales System: Grundlagen der allgemeinen Unternehmenslehre, Bern 2001.

Ulrich, H. / Probst, G.J.B.: Anleitung zum ganzheitlichen Denken und Handeln: Ein Brevier für Führungskräfte, Bern 2001.

Werth, D: Educating digital leadership: Zur Frage der Weiterbildung von digitalen Führungskräften, in Scheer, A. / Wachter, C.: Digitale Bildungslandschaften, Saarbrücken, 2016.


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